Sehr geehrte Abgeordnete des Landes und des Stadtrates in Halle (Saale),
vermissen Sie es nicht?
Die abendliche Stimmung im Theater, beim Festival in Musik zu schwelgen oder andere Menschen auf Messen zu treffen?
Wir vermissen unsere Veranstaltungen nicht allein, weil unsere Existenz von ihnen abhängt. Wir haben sogar Angst, sie ganz zu verlieren. Das ist keine dramatische Übertreibung in einer Zeit, in der viele Menschen und Firmen ums nackte Überleben kämpfen. Die Veranstaltungswirtschaft leidet unter einer Besonderheit und damit gleich zwei Herausforderungen, die den wenigsten bewusst sind.
Sie spürte wirtschaftlich deutlich früher als andere Branchen die behördlichen Einschränkungen. Gleichzeitig wird sie eine der letzten sein, die von einer schrittweisen Lockerung profitiert. Unser mit am härtesten betroffener Wirtschaftszweig rechnet mit rund 2,5 Milliarden an Verlusten nur in 2020. Rund 50 Prozent unserer Beschäftigten sind laut einer aktuellen Studie von McKinsey & Company durch Arbeitsplatzverlust bedroht – umso mehr schmerzt es mich, dass dies weitgehend unbeachtet von Öffentlichkeit und politischer Wahrnehmung geschieht.
Denn hinter diesen nackten Zahlen verbergen sich Menschen mit individuellen Schicksalen: Mein Unternehmen ES-SOUND in Halle ist seit einem Jahr tätig. Bis zur Krise hatte Ich Wachstumsperspektiven. Unsere Dienstleistung ist die professionelle Medientechnik. Ich betreue Künstler, Musiker, Bands und Eventlocations technisch und organisatorisch.
Die aktuelle Situation sprengt nun alles Erlebte und den Rahmen, den Ich aus eigener Kraft stemmen kann.
Mit Events bieten Ich Menschen nicht nur besondere Glücksmomente und Lichtblicke. Unsere Branche ist mit ihren Leistungen ein zentraler Bestandteil gesellschaftlichen Zusammenlebens. Wie fördern dank vieler Veranstaltungen außerdem den Dialog der Demokratie auf besondere Weise. Sind die Strukturen unserer fragilen Branche aber einmal weggebrochen, wird es schwer, sie wiederaufzubauen. Sie als zentralen Teil der Kulturlandschaft zu erhalten, ist deshalb unverzichtbar.
Meine eindringliche Bitte an Sie ist nun, unsere Situation in die politische Entscheidungsfindung mit einzubeziehen. Ich selbst als Inhaber bin zu jedem weiteren Einsatz bereit, um mein Unternehmen zu retten.
Allerdings reichen die aktuell zur Verfügung stehenden Maßnahmenpakete nicht aus, um dies sicherzustellen.
Darf ich daher direkt fragen: Welche Möglichkeiten sehen Sie? Für Ihre Vorschläge, Unterstützung und Rückmeldung im Voraus meinen herzlichen Dank.
Sie würden uns vermissen. Lassen Sie es bitte nicht so weit kommen.
Mit besten Grüßen
Toni Fahrenkampf
Dieser Brief ist Bestandteil einer Aktion des VPLT